Ernst, Ruth und Jan Ruschkewitz

Ernst, der zweite Sohn von Siegmund Ruschkewitz und seiner ersten Frau Johanna, wurde 1903 in Würzburg geboren. Er besuchte die Volksschule und das Institut Adam, eine private Realschule. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung war er zuletzt Geschäftsführer des Einheitspreisgeschäfts ‘Wohlwert’ in der Eichhornstraße 5, einer Filiale des Familienbetriebs. Er war Rennruderer in der Würzburger Rudergesellschaft von 1905 und Mitglied in einigen jüdischen Vereinen.

Im Dezember 1933 heiratete Ernst Ruschkewitz die aus Düsseldorf stammende 22jährige Ruth Eichenberg. Sie arbeitete als gelernte Kauffrau höchstwahrscheinlich im Kaufhaus mit. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Leben für die jüdische Kaufmannsfamilie sehr schwierig. Die vielen Repressalien führten 1935 zum Verkauf des Kaufhauses weit unter Wert an Josef Neckermann.

Anfang Januar 1936, nach der ‘Arisierung’, emigrierte Ernst mit seiner Frau Ruth in die Niederlande und arbeitete als Handelsvertreter bei einer englischen Firma. In Den Haag kam im November 1936 ihr Sohn Jan zur Welt. Ab 1940 wohnte die Familie in dem kleinen Ort Bodegraven. Jan verlebte hier eine glückliche Kindheit. Besonders genoss er das Baden, Bootfahren, Angeln und Eislaufen auf dem Fluss neben dem Haus.

Nach der Besetzung durch deutsche Truppen war die Familie auch in den Niederlanden nicht mehr sicher. Im Herbst 1942 wurde sie ins Lager Westerbork gebracht und von dort mit Ziel Auschwitz deportiert. In Cosel/Schlesien mussten die Männer unter 55 Jahren aus dem Zug aussteigen, darunter auch Ernst Ruschkewitz. Die Frauen, Kinder und älteren Männer wurden weiter nach Auschwitz deportiert. Bei der Ankunft dort wurden Ruth und ihr sechsjähriger Sohn Jan in den Gaskammern ermordet.

Ernst Ruschkewitz kam in verschiedene Außenlager von Auschwitz. Bis zur Räumung Ende Januar 1945 war er im Außenlager Blechhammer. Er überlebte den Todesmarsch nach Groß Rosen und den Transport von da nach Buchenwald. In Berga an der Elster (Thüringen), einem Außenlager von Buchenwald, musste er weiter Zwangsarbeit leisten. Dort endete sein Leben am 31. März 1945. Er wurde in einem Massengrab in Berga beerdigt. Während seiner gesamten Zeit im Lager führte er für seine Familie ein sehr anrührendes Tagebuch, das detailliert das Leben im Konzentrationslager beschreibt.

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Quellen

Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden, 1900-1945

Roland Flade, Die Würzburger Juden

Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken

Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution

Joods Monument

Gedenkstätte Yad Vashem

Herinnerungscentrum Kamp Westerbork

Staatsarchiv Würzburg Gestapoakte 11582

Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945

Fotos: JoodsMonument.nl; Johanna-Stahl-Zentrum Würzburg