Hans Josef Ruschkewitz (später Joseph Rush)

1907 – 1989

 

Hans Ruschkewitz war der Sohn des Würzburger Kaufhausbesitzers Siegmund Ruschkewitz und seiner zweiten Ehefrau Mina. Er absolvierte die Realschule Institut Adam und legte 1923 die Mittlere Reife ab. Danach erhielt er eine kaufmännische Ausbildung in Würzburg und anschließend in Hamburg. Von dort kehrte er 1930 zurück und arbeitete im väterlichen Kaufhaus mit.

Wie seine Brüder war er ein leidenschaftlicher Sportler. Besonders hatte es ihm der Reitsport angetan, wo er viel mit dem befreundeten Josef Neckermann zusammen war. Auch war er Mitglied in der Frankenloge.

Nach der “Arisierung” der väterlichen Firma zog Hans im November 1935 nach Berlin und konnte von dort im Oktober 1936 mit dem vorletzten Schiff mit jüdischen Auswanderern Johannesburg erreichen. Seine Barschaft an Bord betrug gerade mal 8 englische Pfund.

Er meldete sich bei Kriegsausbruch als Freiwilliger, wurde aber schon bald wieder entlassen, weil er keine südafrikanische Staatsbürgerschaft besaß. Im Jahr 1944 heiratete er in Johannesburg die aus Hannover stammende 7 Jahre jüngere Kosmetikerin Hilde (ihr Geburtsname ist nicht bekannt).

Um die Existenz der Familie zu sichern, arbeitete er als Weinkellner, als Vertreter überseeischer Firmen, wurde dann Teilhaber von Fabriken für Wäsche und Bilderrahmen. Zuletzt war er als Verkäufer für ein Lampen-, und Juweliergeschäft tätig.

Um 1980 ging er in den Ruhestand und arbeitete ehrenamtlich für die Progressive Federal Party in Johannesburg. 1989 verstarb er mit 82 Jahren.

Das Ehepaar hatte vermutlich keine Kinder und über den Lebensweg der Ehefrau ist nichts bekannt.

Link zu Text Jüdische Opfergruppen


Quellen:

Datenbank Jüdisches Unterfranken, https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/;

Roland Flade, Ruschkewitz  – eine Würzburger Familie, www.youtube.com (29.5.2024);
Roland Flade, Die Würzburger Juden, 2. Aufl. Würzburg 1996, S. 307, 369/70;

Foto: Sammlung Roland Flade